- Selfreliance
- Selfreliance[selfrɪ'laɪəns; englisch, eigentlich »Selbstsicherheit«, »Selbstvertrauen«] die, -, entwicklungspolitisches Konzept, das in kritischen Auseinandersetzung mit marktwirtschaftlichen Entwicklungsstrategien Anfang der 1970er-Jahre im Zusammenhang mit den Dependencia-Theorien entstand und seither in der entwicklungspolitischen Diskussion als »alternative Entwicklungsstrategie« gilt. Selfreliance bedeutet eine Abkehr von den wachstums- und weltmarktorientierten Entwicklungstheorien: Die Mobilisierung der eigenen Kräfte, Fähigkeiten und Ressourcen seitens der Entwicklungsländer unter Berücksichtigung der eigenen Traditionen und der kulturellen Identität wird als die entscheidende Antriebsquelle für den Entwicklungsprozess angesehen und soll vorrangig der Befriedigung der menschlichen Grundbedürfnisse im Sinne der Grundbedürfnisstrategie dienen. Als Voraussetzung für die Durchsetzung dieser Entwicklungsstrategie wird eine grundlegende Umorientierung der Wirtschafts- und Gesellschaftspolitik in den Entwicklungsländern gefordert im Sinne einer »Entwicklung nach innen« durch die Abkehr vom Weltmarkt hin zu den eigenen Binnenmärkten (autozentrierte Entwicklung) und durch die Beteiligung der Bevölkerung am politischen Entscheidungsprozess.Seit den 70er-Jahren wird das Konzept besonders von der Gruppe der 77 vertreten und im Sinne einer kollektiven Eigenständigkeit (Collective Selfreliance) weiterentwickelt. In den Vordergrund rückte dabei das Ziel einer Intensivierung der politischen und wirtschaftlichen Zusammenarbeit der Entwicklungsländer untereinander (Süd-Süd-Kooperation).J. Galtung: S. Beitrr. zu einer alternativen Entwicklungsstrategie (a. d. Engl., 1983);Kulturelle Eigenentwicklung. Perspektiven einer neuen Entwicklungspolitik, hg. v. P. Atteslander (1993).
Universal-Lexikon. 2012.